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Kommentar23. Oktober 2015

Eine warmherzige Person

Hmmm, da lese ich gerade im SPIEGEL diesen Artikel. Eine Mutter schreibt etwas zum KiTa-Streik (sie findet ihn gut).

Bemerkenswerter finde ich aber das: dieser total unaufgeregte Blick auf die Frühpädagogik. Der Mutter ist vor allem wichtig, dass ihr Kind gut betreut ist. Und zwar von einer warmherzigen Person.

Wie altbacken, kann ich nur sagen. Da rackern seit 20 Jahren namhafte Experten dafür, den Eltern die KiTa als “Glied der Bildungskette” schmackhaft zu machen (und diese Kette endet, wo denn sonst: am Arbeitsplatz…). Längst kann jede Erzieherin nachlesen, was die Kleinen brauchen – in einem Bildungsplan. Und der ist inzwischen verbindlich, seine Umsetzung muss dokumentiert werden. Schließlich gilt es, so die Ansage, “die kindliche Bildungsbiographie zu optimieren”. Glücklicherweise wimmelt es in den Kitas ja von Erzieherinnen, die statt mit Kindern gerne auch mit Dokumentationsbögen arbeiten.

Und jetzt das.

»Eine warmherzige Person soll für mein Kind da sein. Jemand, der den Kleinen in den Arm nimmt, wenn er hingefallen ist. Der mit ihm singt und lacht. Und der nicht überarbeitet und gestresst ist.«

Vielleicht sind die Eltern ja längst einen Schritt weiter. Vielleicht haben sie ja verstanden, dass die Entwicklung des Kindes ohne Betreuung nicht funktioniert. Mit der darin enthaltenen Wurzel der Treue: Du Kind, bedeutest mir viel, Du Kind, für Dich bin ich verlässlich da, Du Kind, wir leben diesen Teil des Tages zusammen, wir gestalten ihn aus, und haben dabei Freude. Und wir nehmen Deine kleinen Freunde da gleich mit.

Alles andere kommt danach. Die Erweiterung des Zahlenraums, die MINT-Kompetenzen, die Fachkräfte für die Wissensgesellschaft.

Warum? Weil Kinder sonderbare Menschen sind. Sie lernen nur, wo sie mit Menschen zu tun haben, die ihnen die Treue halten, ich will das bewusst noch einmal so sagen. Sie lernen dort, wo ihre eigenen Fragen beantwortet werden – nicht die eines noch so klugen Plans. Und sie lernen im Alltag, im konkreten Miteinander, mit Groß und Klein. Da wollen sie sich bewähren, spielerisch, ganz ernst. Und das können sie, wenn sie sich nur wohl, sicher und “beheimatet” fühlen. Das können sie, wenn sie achtsam behandelt werden. Gestresste Kinder lernen nicht.

Ich habe versucht, all dies in diesem Artikel genau zu begründen. Ich empfehle ihn insbesondere Erzieherinnen und Eltern von Kindergartenkindern.

Und einstweilen wünsche ich unseren Kitas das: noch mehr solche Eltern wie in dieser SPIEGEL-Geschichte, mit ihrem altbackenen Blick.

7 Kommentare

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  • Tabea

    Ach wie wahr.

    Gestern saßen wir in einem Raum mit der Person, die in einer Woche “übernimmt” … weil unsere liebe Tagesmama ihrer Tochter nebst zwei Tageskindern einfach nicht gerecht werden kann.

    Der Betreuungsschlüssel? Müssen wir darüber reden?

    Sie ist sehr warm, hat gleich eine Weile mit dem Zwerg in der Ecke gespielt, in die er nach unserer Ankunft gestürmt ist.

    “Meist sind es die Eltern” … ja auch wir brauchen die Eingewöhnung. Ich möchte sehen, dass es meinem Kind gut geht und ich hoffe es früh genug zu erkennen, wenn es nicht so wäre, um dann unseren Weg zu ändern.

    Etwas Herzschmerz bleibt dabei. Diese Entscheidung auch weiter im Berufskontext existieren zu wollen ist einerseits ganz leicht – und doch so schwer.

    Alles was ich mir wünsche ist, dass der Platz – auch wenn noch mehr Kinder pro Erwachsener dort sind – meinem, unserem Zwerg gefällt und er sich wohl fühlt. Getröstet wird, wenn er weint. Ernst genommen wird, wenn er nicht essen möchte und liebevoll geleitet wird, wenn sich ein Kleinkindkonflikt anbahnt.

    ~Tabea

  • Frau Taugewas

    Genauso ist es!
    Neben all der frühkindlichen Förderung vergessen doch einige, wie wichtig es für Kinder (nicht nur für Kinder! 😉 ) ist,
    mit einer zugewandten, freundlichen, warmherzigen Person zusammen zu sein.

    Oft wird die Qualität einer Einrichtung an den ausgeklügelten Förderangeboten gemessen.
    Von viel größerer Bedeutung ist es doch, dass eine vertrauensvolle, harmonische Stimmung herrscht.

    Eine Kita, die vielleicht nicht die aktuellste musikalische Frühförderung anbietet, die nicht die tollste Bewegungslandschaft hat, in der jedoch Menschen mit Herz und Einfühlungsvermögen die Kinder begleiten, ziehe ich in jedem Falle vor.
    Unter diesen Voraussetzungen ist Lernen und Wachsen und eine gesunde psychische Entwicklung möglich.

    Letztens habe ich einen Artikel über genau dieses Thema in Schulen geschrieben.
    Auch bei älteren Kindern ist ein gesundes Lernklima unabdingbar, nicht wahr ?

  • Elisabeth

    Danke für diese starken, wahren Zeilen, die alles sagen, was wirklich wichtig ist! ♥
    So soll es sein…

    Herzlichen Gruß,
    Elisabeth

  • Katrin

    Toller Artikel!
    Ich habe zwei Kinder in der Kita und eines ist davon seit ein paar Monaten in der Vorschul-Gruppe. Meine Meine Beobachtung: Wenn Kinder Durchfall haben oder die Hose voll, weil sie noch nicht zu 100% sauber sind, dann wird auch gerne mal das weinende Kind ignoriert. Meine Große hatte lange Zeit mit chronischer Verstopfung zu tun und dadruch lief es ihr öfter mal wie Durchfall heraus. Sie hatte solche Scheu davor in der Kita auf klo zu gehen weil ihr dann am Ende kaum noch jemand geholfen hat und dann auch kaum jemand ihre Windeln wechselte, weil ich den erziehern es nicht zumuten wollte, jedes mal die Kack-schlüppa auszuwaschen (in der Gruppe der 3-4jährigen), dass sie sich am Ende nicht mal mehr traute zu den Erziehern zu gehen, wenn sie nass und dreckig war… Immer wenn ich sie abholte, musste ich sie erst mal sauber machen. An einem Tag holte ich sie ab, sie waren draußen im garten 4 Erzieher waren dort und keiner von ihnen bemerkte dass mein Kind eingekackt hatte. Ich sah es sofort als ich sie abholte, ihre Hose war braun!
    Sie traute sich einfach dort nicht mehr, es jemandem zu sagen. Und das ist schon eine höllenqual wenn ein Kind 6-7 h in der Kita ist und sich diesbezüglich nicht mitteilen kann!!!
    Inzwischen haben wir das überstanden, aber auch in der Vorschulgruppe gibt es Kinder, die wirklich mal Durchfall bekommen und dann weinend allein im Flur stehen – niemand ist da, weil ja alle draußenm im Garten sind. Ich habe das Kind versucht zu beruhigen,. es war ihr sichtlich unangenehm! ich also raus, weil ich eh mein Kind abholen wollte und sagte, dass das Mädchen die Hosen voll hat. “Danke dass Sie uns das sagen”, sagt dann eine lachend. Als ich meinte, dass ich sie da nicht weinend stehen lassen könnte, ist dann mal eine losgetiegert … Aber alle 5 Erzieher haben erstmal gewirkt so nach dem Motto “wer sich zu erst bewegt, hat verloren”. Klar ist es eklig, aber trotzdem kann man menschlich auf so was reagieren … Als ich zum Ende meinte, dass ich das kenne, durch meine Tochter, hat man mich nur belächelt. Ich finde das schrecklich, die Kinder leiden unheimlich darunter! Ich denke auch dass das Einfühlungsvermögen irgendwann flöten geht, wenn sie unter Dauerstress leiden, die Erzieher und dann nur noch “funktionieren”. Sie sind auch nur Menschen mit Belastungsgrenzen, aber es ist ihr Job und sie müssen da gewisse Dinge einfach machen und erdulden. Aber es liegt auch an ihnen selbst, sich einzugstehen, dass sie etwas ändern müssen.
    Ich denke, da nur an den Vorfall, von der Erzieherin die einen Jungen zu hart angepackt hat und von der Wippe geschleudert hat, weil die Wut mir ihr durchgegangen ist. Oder Erzieher, die ein 1 jähriges Kind einfach in der Kita “vergessen”, die Kita abschließen und das Kind dort im Dunkeln zurück lassen “weil sie das Baby für eine Puppe gehalten haben” und der Vater 15 min. zu spät kam …

  • Sandra

    Sorry, ich kann dem SO nicht zustimmen. Wie wäre es, wenn die warmherzige Person schlicht und ergreifend die Mutter selber ist? Ich hätte mein Kind nie und nimmer nicht mit ein paar Monaten schon in die Kita gesteckt! Das Beste für ein Kind ist die eigene Mutter (nur in Ausnahmen ist es nicht so).

    • Ulrike

      Nur leider können sich die wenigsten Eltern einen solchen Luxus leisten, wenn das Elterngeld ausläuft. Würde man Eltern länger finanziell unterstützen, was sicherlich möglich ist, wenn man dadurch einen kitaplatz spart, würden sicher viel mehr Eltern ihr Kind länger betreuen.

  • mammarockthebest

    Und wieder haben Sie mir aus der Seele gesprochen lieber Herbert Renz- Polster. Schoen, dass es Sie gibt.

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