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FAQ

Hat denn die Evolution überhaupt etwas zum Thema Erziehung zu sagen?

Sehr wohl. Denn gute Erziehung orientiert sich immer an der kindlichen Entwicklung und dem kindlichen Verhalten. Viele der Verhaltensweisen unserer Kinder aber lassen sich nur verstehen, wenn wir uns vor Augen halten, unter welchen Bedingungen Kinder zu 99 Prozent der menschlichen Geschichte aufgewachsen sind.
Leider orientieren sich viele Ratschläge, die zum Thema Erziehung verbreitet werden, nicht unbedingt an der kindlichen Entwicklung, sondern an irgendwelchen gut gemeinten Theorien oder Vermutungen. Kindererziehung war deshalb schon immer ein begehrtes Ziel für neue Trends, Dogmen und Marotten. Und kein gnädiger Geist hat sich jemals erbarmt und das Lexikon der Pädagogik einmal gründlich ausgemistet. Da stehen jetzt die »Indigo-Kinder« neben dem Über-Ich, die PEKiP-Gruppe neben dem Penisneid, das Ökospielzeug neben dem Ödipuskomplex.

Aber obwohl die Eltern heute viel mehr über ihre Kinder und über Erziehung wissen, haben sie trotzdem nicht mehr Gewissheit. Sie haben oft sogar eine gehörige Portion Angst – Angst etwa, ihren Kindern nicht genug zu geben, sie nicht genug zu fördern, ja, ihnen vielleicht durch die »falsche« Erziehung zu schaden. Angst, ihren Kindern nicht genug Nähe zu geben und gleichzeitig Angst, sie durch zu viel Nähe zu »verwöhnen«. Angst, nicht genug Liebe zu zeigen und gleichzeitig Angst, sie eben dadurch von sich »abhängig« zu machen.
Der evolutionäre Ansatz stellt diesem Geflirr der Meinungen, Überzeugungen und Ängste etwas ganz einfaches gegenüber: die Frage nach dem »Warum«. Dieses »Warum« geht von den Entwicklungsbedingungen der Kinder während der menschlichen Evolution aus. Und da ergeben sich teilweise radikale Antworten: Wenn Babys wirklich durch körperliche Nähe von ihren Eltern »abhängig« würden, d.h. in ihrer Entwicklung zur Selbstständigkeit behindert würden − wie kamen Kinder dann in der menschlichen Frühgeschichte zurecht, wo Selbstständigkeit sicherlich kein Luxus, sondern die Voraussetzung für ein gelungenes Erwachsenenleben war? Und wenn das Schlafen im Bett der Eltern wirklich für die psychische Entwicklung des Kinder nachteilig wäre − wie haben sich Babys dann in den 99 Prozent der menschlichen Geschichte entwickelt, als sie eng bei ihrer Mutter schliefen, und das allein schon deshalb, weil sie sonst nicht überlebt hätten? Das heisst aber nicht, dass die Evolution »vorschreiben« würde, wie wir unsere Kinder heute zu behandeln haben! Das wäre ein krasses Missverständnis, auf das eine andere Frage eingeht.