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FAQ

Kann man Kinder verwöhnen?

Ja, eindeutig, es gibt verwöhnte Kinder, und sie sind ziemlich unausstehlich. Und sie sind auch in solchen Elternhäusern zu finden, die ihren Kindern eigentlich den besten Start ins Leben bieten könnten.
Landläufig wird angenommen, Kinder würden »verwöhnt«, wenn sie von ihren Eltern alles bekommen, was sie sich wünschen − etwa sofortigen Trost, wenn sie weinen oder überhaupt so viel Nähe wie sich Babys und kleine Kinder das eben wünschen. Das stimmt nicht und passt auch nicht zu den Beobachtungen in traditionellen Gesellschaften. Gerade in ursprünglichen Kulturen bekommt das Baby seine Bedürfnisse nach Bindung und nach Nähe absolut erfüllt. Trotzdem werden die Kinder nicht verwöhnt und sind schon in der mittleren Kindheit sehr selbstständig − oft weitaus selbstständiger als die Kinder hierzulande.

Zum Verwöhnen führt ein anderes Problem. Das Bedürfnis nach Nähe und Bindung wird nämlich von Natur aus ergänzt durch ein Bedürfnis nach »Selbstwirksamkeit« − schon kleine Kinder wollen die Umwelt erforschen und nach und nach ihre eigenen Erfahrungen machen. Kinder fordern diese Erfahrung ab dem zweiten Lebensjahr regelrecht ein. »Selber machen« heisst es dann, oder »Nein!«. Kinder erfahren sich auf diesem Weg selbst, sie erkennen ihre Möglichkeiten und Grenzen. In traditionellen Gesellschaften ist dieser Weg zur Selbstwirksamkeit vorgezeichnet. Denn nach einer sehr intensiven und sehr langen Zeit in der unmittelbaren körperlichen Nähe der Mutter oder anderer erwachsener Versorger folgt mit der Geburt des nächsten Geschwisterkindes ein regelrechter Bruch: die Leine zur Mutter wird jetzt viel länger, und die Kinder verbringen viel Zeit in der gemischtaltrigen Kindergruppe − und hier lernen sie Schritt für Schritt neue Rollen und damit den Weg in die Gemeinschaft.
Verwöhnte Kinder sind also im Grunde Kinder, die auf der Stufe des »allmächtigen« Säuglings mit all seinen (berechtigten!) Versorgungsansprüchen festgenagelt bleiben − eben weil ihnen der Weg zur Entwicklung ihres sozialen Ichs verwehrt blieb (der evolutionären Sicht auf das »Verwöhnen« ist in »Kinder verstehen« ein eigenes Kapitel gewidmet).