FAQ

Können wir denn nicht einfach intuitiv oder »natürlich« erziehen?

Aus evolutionsbiologischer Sicht ist die »intuitive Erziehung« ein Mythos − auch wenn wir heute jedes Quäntchen instinktiver Sicherheit noch so gut gebrauchen könnten! Fakt ist aber, dass wir Menschen keinen kompletten Erziehungswaschgang im Gehirn (oder im Blut) haben, den wir instinkthaft ablaufen lassen können. Wir haben lediglich ein paar intuitive Voreinstellungen, die uns hier und da bei der Begegnung mit dem Kind helfen, bestimmte Floskeln oder Redewendungen sozusagen, aber keine komplette Sprache, mit der die Kommunikation mit einem Baby »einfach so« gelingt. Erziehen will tatsächlich gelernt sein.
Und das macht evolutionär betrachtet auch sehr viel Sinn. Das eben nicht genau definierte »Erziehungsprogramm« macht uns Menschen nämlich ungeheuer flexibel. Und diese Flexibilität hat ein Lebewesen, das alle Klimazonen von der Arktis bis in die Tropen besiedelt, und das einmal als König und einmal als Bettler erfolgreich sein muss, bitter nötig! Nur weil wir eben nicht auf ein bestimmtes Erziehungsrepertoire festgelegt sind, können wir Menschen unsere Kinder mit dem versorgen, was sie gerade hier und jetzt brauchen (mehr zum Thema intuitive Erziehung behandelt Kapitel 14 in »Kinder verstehen«).