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FAQ

Wenn Entwicklung etwas mit unseren evolutionären Anlagen zu tun hat, sollten sich Kinder dann nicht alle im gleichen Tempo entwickeln?

Keinesfalls. Leider wird das aber oft erwartet, und auch der von Kinderärzten gerne verwendete Begriff der »Meilensteine« der Entwicklung suggeriert zeitlich genau definierte Entwicklungsschritte. Kein Wunder, dass die »Meilensteine« der Entwicklung von den Eltern oft wie die ersten Schulzeugnisse betrachtet werden. Die Evolution hat aber dafür gesorgt, dass Menschen sehr unterschiedliche Talente, Lebensstrategien und Persönlichkeiten haben – Menschen sind sozusagen auf sehr unterschiedliche »Lebensnischen« eingestellt. Gruppen und Lebensgemeinschaften sind nun einmal immer auch eine Art Ökosystem, in dem sehr unterschiedliche Fertigkeiten und Fähigkeiten Vorteile versprechen. Deshalb sind Menschen in allen ihren Entwicklungsdimensionen teils schon von Natur aus sehr unterschiedlich. Das zeigt sich schon ganz am Lebensanfang. Da scheint nämlich jedes Kind in seiner Reifung einem ganz eigenen, zu einem großen Teil genetisch festgelegten Tempo zu folgen: Manche Kinder beginnen mit 10 Monaten zu laufen, andere lassen sich bis zum 19. Lebensmonat Zeit. Manche Kinder reden ihr erstes Wort noch als Säuglinge, manche aber erst Mitte des dritten Lebensjahres.

Tatsächlich ist die natürliche Spannbreite der kindlichen Reifung so groß, dass die Eltern mit ihren meist am Mittelwert orientierten Erwartungen nur ausnahmsweise richtig liegen! Gerade die sprachliche Entwicklung zeigt eine ungeheuere Bandbreite: Das erste (sinnvolle) Wort wird normalerweise irgendwann zwischen 9 und 18 Monaten gesprochen! Und ein normales 2-jähriges Kind kann über einen Wortschatz von wenigen Worten, aber auch schon über einen von 2 000 Worten verfügen! Das heisst: die von Eltern oft vermutete Devise »Je schneller desto besser« stimmt nicht. Ein Kind, das zu einem Zeitpunkt laufen lernt, zu dem 80 % seiner Altersgenossen noch krabbeln, ist nicht »besser« oder intelligenter als ein Kind, das erst laufen lernt, wenn 80 % seiner Altersgenossen das schon können. Auf was es ankommt, ist, dass das Kind keine krankhafte Abweichung zeigt (das zu entdecken ist Aufgabe des Kinderarztes) und dass ein Kind sein Entwicklungspotenzial ausschöpfen kann. Und das kann es, wenn es in einer normalen, entwicklungsgerechten Umwelt aufwächst (wie Kinder aus evolutionärer Sicht am Besten gefördert werden können, ist in »Kinder verstehen« in einem eigenen Kapitel behandelt).