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Kinder verstehen: Thesen

Eltern blicken in die Zukunft. Sie wollen schließlich ihren Kindern einen Weg weisen. Dabei vergessen sie leicht die Vergangenheit. Kinder treten aber mit einer Geschichte ins Leben – mit einer von der Evolution geschriebenen Geschichte. Wenn wir diese Geschichte kennen, können wir unsere Kinder besser verstehen.
Kinder sind nämlich Menschen, die ihre Eltern auf Schritt und Tritt vor Rätsel stellen: Schon als Neugeborene haben sie schlimme Weinkrämpfe, eine schlimme Furcht davor, alleine einzuschlafen, später haben sie schlimme Zornanfälle und dann so ziemlich die ganze Kindheit über eine schlimme Abneigung gegenüber Gemüse, Salat und sonstigem gesundem Essen.
Da hilft es, in die Vergangenheit zu blicken: WARUM eigentlich sind Kinder so „schlimm“? Wo haben sie ihr seltsames Verhalten aufgelesen? Die Antwort von „Kinderverstehen“: Sie haben alle diese Verhaltensweisen im Laufe der Evolution entwickelt, um besser mit ihrer Umwelt zurechtzukommen und für das Leben gerüstet zu sein! Die schlimmen Kinder sind in Wirklichkeit – ja: (Über)lebenskünstler.
Wir Eltern sollten ihre Tricks endlich kennenlernen. 7 Thesen wagen einen Blick über den Tellerrand:
  • Evolutionäres Denken lässt die Luft aus den pädagogischen Spekulationsblasen. Die Erziehungsratschläge ändern sich zwar ständig, nie jedoch der Brustton der Überzeugung, indem sie vorgetragen werden. Und so gibt es nichts, an was Eltern nicht schon insbrünstig geglaubt hätten – von der schädlichen Wirkung von Verboten bis zur schädlichen Wirkung körperlicher Nähe. Die evolutionäre Sicht stellt die Erziehung auf den Prüfstand der Menschheitsgeschichte: Warum sollen kindliche Verhaltensweisen, die jahrtausendelang das Überleben der Kinder gesichert haben, heute auf einmal eine „Störung“ oder gar ein Entwicklungshemmnis sein? Wenn es etwa wirklich so wäre, dass Kinder nur durch das Schlafen im eigenen Bettchen selbstständig werden könnten – wie haben sie es dann bloß geschafft, unsere Vorfahren zu werden? [Kapitel 5, 5E&A, 12E&A]
  • Die kindliche Entwicklung braucht artgerechte Bedingungen. Säuglinge hinken nach den Befunden der Verhaltensforschung hierzulande in ihrer motorischen Entwicklung den Säuglingen in traditionellen Gesellschaften um etwa einen Monat hinterher. Das dürfte einen guten Grund haben: Babys liegen hierzulande oft stundenlang in ihrem Bettchen oder sie werden liegend durch die Landschaft geschoben. Sie werden damit vielleicht zu Experten im In-den-Himmel-Schauen (ihr plattgelegener Hinterkopf ist sozusagen ihr Fachausweis), aber vielleicht liegt ihnen in Wirklichkeit ein „sinnlicheres“ und aktiveres Leben dicht am Körper von Erwachsenen im Blut? [Kapitel 9, 12, 15]
  • Nicht die Eltern, sondern unsere Gesellschaft braucht einen Elternführerschein. Kinder haben ihre Spielflächen verloren. Zuerst den Wald, dann die Wiesen, die Höfe, dann die Hinterhöfe, nun auch die Straßen. Und damit haben sie auch Entwicklungsraum eingebüßt, den die besten Spielplätze nicht wettmachen können (auf denen die Elterndichte oft größer ist als die Kinderdichte). Und nach den verkürzten Spieljahren geht es ab in eine Schule, die nicht der Entwicklung der Kinder dient sondern der Vermittlung eines Lehrplans. Nur, was nutzen einem drei Fremdsprachen wenn man mit sich selbst nicht klar kommt? [Kapitel 14, 15]
  • Kinder brauchen Kinder – auch in der Erziehung. Betrachtet man die Kindheit aus evolutionärer Sicht, so spielen Eltern eine wichtige, aber keine bestimmende Rolle. Kinder müssen später einmal mit ihren gleichaltrigen Kameraden zurechtkommen, nicht mit Mama und Papa. Deshalb schauen sie sich in Bezug auf ihre eigenen Lebensstrategien recht hartnäckig bei anderen Kindern um (vor allem im Jugendalter). Darin, dass sich Kinder einen eigenen Reim auf das Leben machen müssen, liegt aber auch eine Hoffnung. Denn evolutionär gedacht sind wir Erwachsenen derzeit nicht sonderlich erfolgreich – wenn nicht alle Zeichen trügen, sind wir dabei, unsere Lebensgrundlagen unwiderbringlich zu zerstören. Da wäre eigentlich nur zu hoffen, dass unsere Kinder eben NICHT in unsere Fußstapfen treten, oder? Denn wer kann denn ausschließen, dass wir Erwachsenen den letzten Baum den wir fällen, nicht benutzen, um unseren Kindern beizubringen, wie man Bäume fällt? [Kapitel 10, 13, 15E&A, 17E&A]
  • Regeln reichen nicht aus. Grenzen, Disziplin und Gehorsam – die neuen (und alten) Allzweckwaffen der Erziehung – sind nur begrenzt wirksam. Um sich wirklich voll zu entwickeln, brauchen Kinder auch eine gelungene Sozialisation in der Kindergruppe. In allen ursprünglichen Gesellschaften spielt die Musik für Kinder hauptsächlich im Leben mit anderen Kindern – und zwar Kindern unterschiedlichen Alters. Weil hier Kinder auf mehreren Entwicklungsstufen zusammenkommen, lernen Kinder, in ganz verschiedenen Rollen klarzukommen. Wer am Anfang zuhört, dem wird ein paar Jahre später zugehört. Dies schafft Flexibilität, Rückgrat und flachere soziale Netze – etwas, was uns auch heute gut tun würde. [Kapitel 13, 13E&A]
  • Es ist an der Zeit, das Dorf für Kinder fit zu machen. Menschenkinder sind nach Einschätzung der Verhaltensforschung der „teuerste“ Nachwuchs im Tierreich überhaupt. Zu allen Zeiten war es deshlab das „Dorf“ das mit helfen musste (und nebenbei den gestressten Eltern Asyl und Ausgleich bot). Da ist es heute höchste Zeit für eine kritische Dorfbesichtigung: Wo sind denn die guten Kinderkrippen, wo die vielen Paten (immerhin kommen heute auf jedes Kind von 3 bis 9 Jahren statistisch gesehen etwa 15 Erwachsene), wo die Geburtsvorbereitungskurse, in denen man nicht nur das Hecheln, sondern auch etwas über das Leben mit einem Baby lernt? [Kapitel 11E&A, 14, 14E&A]
  • Ist Erziehung vielleicht eine Art kultureller Mode? Hierzulande bekommen die meisten Frauen ihre Kinder auf dem Rücken liegend. Kurze Frage: WARUM? Das lässt sich weiterführen: Warum das Beifüttern mit Karotten beginnen? Wenn es wirklich einen Gemüsefahrplan gäbe, wäre die Menschheit schon längst ausgestorben. Und warum nicht auch anderen Regeln gegenüber kritisch sein: Dass Zwei- und Dreijährige nicht mehr an die Brust gehören, ist eine gültige Meinung (sie gilt so sehr, dass uns der Anblick eines an der Brust nuckelnden Kleinkindes so RICHTIG gegen den Strich geht). Könnte vieles von dem, was wir als richtig für unsere Kinder sehen, vielleicht ähnlich gut begründbar sein wie die fast schon unumstößliche Überzeugung, dass bei Frauen die Achselhaare rasiert gehören? „Kinder verstehen“ führt einen zeitlosen Maßstab in die Erziehungsdebatte ein – den der Evolution. Dieser Blick ist gleichzeitig ein Blick auf die Natur des Kindes. Er reicht tiefer als die tagesaktuellen Tipps, die Kinder oft nur zu einem machen: zu Versuchskaninchen pädagogischer Moden. [Kapitel 2,3, 17, 18]

 

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